Die Geschichte des Hauptbahnhofs von Halle (Saale)
Inhaltsverzeichnis
Ein Beitrag von Eddie Peter
Eine Bahnhofsanlage für Halle (1840 - 1890)
Die erste Eisenbahnstrecke der Welt wurde 1825 in England eröffnet. Schon 15 Jahre später sollte auch Halle seinen ersten Eisenbahnanschluss erhalten.
Der erste Bahnanschluss
Der erste dampfbetriebene Zug schnaufte am 23.07.1840 von Magdeburg aus kommend, durch Halle. Jubelnd wurde die Lokomotive "Salina" von einer Vielzahl von Hallensern und der Presse um 12 Uhr mittags begrüßt. Das Eisenbahnzeitalter in Halle hatte begonnen. Die erste Linie zwischen Magdeburg und Leipzig, über Halle war am Anfang noch sehr einfach gestaltet. Die 119 Kilometer lange Strecke wurde drei Jahre nur eingleisig bedient. 1843 wurde die Strecke dann für die 20 betriebenen Bahnen auf zwei Gleise erweitert. Zudem gab es noch kein richtiges Empfangsgebäude in Halle. Daher waren für den Ticketverkauf die nahegelegenen Gasthöfe verantwortlich.

Zeitungsauschnitt: Der Courier
Der Courier, 23.07.1840, ULB, Link (abgerufen am 16.11.2025)
Ständiger Wandel
Schon bald war der Erfolg der Eisenbahn absehbar. In den nächsten Jahrzehnten entstanden immer mehr Linien mit einem Anschluss an Halle, wodurch sich das Gelände andauernd wandelte. Die verschiedenen Eisenbahnunternehmen bauten größtenteils eigene Anlagen auf dem Bahnhofsgelände, was schnell zu verkehrstechnischen Problemen führte. So gab es zum Beispiel eine Zeit lang drei Empfangsgebäude. Eines war der bereits 1846 entstehende Thüringer Bahnhof. Aufgrund von ständig anhaltenden Streitereien sollte im Jahr 1857 für die Magdeburg-Leipziger Eisenbahn und die Thüringer Eisenbahn ein gemeinsames Empfangsgebäude entstehen. Weitere Probleme zeigten sich im Anschluss der schnell wachsenden Bahnanlage an die Stadt. Nicht selten sah ein Fahrgast am Bahnübergang seinen eigenen Zug davonfahren, denn eine Brückenlösung entstand erst 1887. Seinen Höhepunkt erreichten die chaotischen Zustände auf dem Bahnhofsgelände, als die Anhaltische Eisenbahn das Thüringer Verwaltungsgebäude aufkaufte und die Bahnstrecke mitten durch das Gebäude baute.
Ausbau zum Eisenbahnknotenpunkt
In den 1870er Jahren begannen Stimmen laut zu werden, die eine Lösung für die schwierigen Bedingungen am Eisenbahnknotenpunkt Halle wünschten. Die Verstaatlichung der deutschen Eisenbahn zwischen 1873 und 1884 sollte eine einheitliche Lösung ermöglichen. So wurde bereits 1879 das Bahnhofsgelände großflächig umgebaut. In diesem Rahmen wurde unter anderem das Empfangsgebäude erweitert und die Zufahrtswege vergrößert.

Saale-Zeitung: Lageplan Bahnhof Halle 1881
Saale-Zeitung, 12.02.1881, ULB, Link (abgerufen am 16.11.2025)
Der neue Hauptbahnhof (1890 - 1945)
Bereits im Februar 1881 werden in der Saale-Zeitung vier Entwürfe für den neuen Hauptbahnhof vorgestellt. Ein Teil der Konzepte ähnelte der heutigen Situation. Es gab jedoch auch Überlegungen, das Empfangsgebäude in den Westen der Bahnsteige zu versetzen.
Bau eines neuen Hauptbahnhofs
Zwischen 1885 und 1890 sollte der Hauptbahnhof gebaut werden. Es gab verschiedene Probleme bei diesem Projekt. So sollte der Bau während des laufenden Betriebes des Bahnhofes abgewickelt werden. Zudem wurde die Planung, durch die Auflage, den neuen Bau auf dem alten Bahnhofsgelände zu errichten, stark eingeschränkt.
Trotz der Schwierigkeiten konnte der neue, nun ausschließliche Personenbahnhof, am 08. Oktober 1890 feierlich eröffnet werden. Gäste wurden von einem 111 Meter langen und 40 Meter breiten Vorplatz begrüßt, welcher direkt auf das neue Empfangsgebäude zulief. Dieses Gebäude galt als Glanzstück der neuen Bahnhofsanlage. Die Architekten Paul Thoemer (1851-1918) und Friedrich Peltz (1844-1914) schufen einen eindrucksvollen Flachkuppelbau mit zentralem Rundgiebel im Stil der Neurenaissance. Mehr als 30 Meter groß wurde die Kuppel, welche manche an den Petersdom in Rom erinnerte. Die luxuriöse Aufmachung des Gebäudes mit vielen Stahl- und Glaselementen sollte für die Gäste eine Verbindung zwischen architektonischem Fortschritt und dem sich schnell wandelnden Verkehrswesen aufzeigen. Dieser Versuch gelang und so wurde das Projekt 1893 auf der Weltausstellung in Chicago präsentiert. Im Inneren des Empfangsgebäudes gelangten die Fahrgäste nun über Tunnel zu den in Westen und Osten aneinandergereihten Bahngleisen. Zudem waren drei Wassertürme aufgestellt worden, um die Dampfloks direkt am Bahnhof befüllen zu können.

Der Hauptbahnhof von Halle an der Saale im Jahr 1930.
In Illustrierte Hallische Nachrichten, 20.09.1930, ULB, Link (abgerufen am 28.04.2025)
Wachsende Anforderungen
Schon zehn Jahre später waren die Kapazitäten des Bahnhofs erschöpft. Einige forderten einen erneuten Neubau des Hauptbahnhofs. Anstelle eines Neubaus wurde das 1890 fertiggestellte Bauwerk schrittweise an die aktuellen Anforderungen immer wieder angepasst. So wurden 1902 ein neuer Fahrkartenschalter, eine neue Poststelle und ein Bereich zur Gepäckaufbewahrung eingerichtet. In den 1920er Jahren wurde mit der bereits 1910 geplanten Elektrifizierung des Bahnhofes begonnen. So wurde die Pionier-Bahnstrecke Magdeburg-Leipzig zwischen 1920 und 1934 vollständig elektrifiziert. Trotz weiterhin erklingender Stimmen für einen Neubau, wurden in den 20er Jahren weitere Gleise an die bestehende Anlage angebaut, um der gewachsenen Nachfrage gerecht zu werden. Im Jahr 1940 feierte der Bahnhof sein 50-jähriges Bestehen. Zu diesem Jubiläum erhielt der Bahnhof einen Uhrenturm an der Fassade. Außerdem wurden die Wasch- und Toilettenräume modernisiert.
Entwicklung ab der Nachkriegszeit (1945 - 2015)
Die folgenden Jahrzehnte des Hauptbahnhofs, waren vor allem durch umfassende architektonische Veränderungen geprägt.
Die Nachkriegszeit
Nur kurze Zeit nach dem Zweiten Weltkrieg wurden alle Teile der elektrischen Linien des Bahnhofs demontiert und in die Sowjetunion gebracht. Aus diesem Grund fuhren in den nächsten Jahren erneut fast ausschließlich Dampfloks in Halle. Trotz dieser Einschränkung begann schon bald eine Modernisierung und Umgestaltung des Bahnhofsgeländes. So wurden beispielsweise im Jahr 1947 einige Veränderungen im Bereich Versorgung und Verwaltung umgesetzt. In den 1950er Jahren verlagerte sich der Fokus darauf, die Reise mit der Bahn wieder attraktiver zu gestalten. Innerhalb dieses Rahmens wurde im Jahr 1952 mit einer erneuten Elektrifizierung der Bahnstrecken begonnen.
Ein "moderner" Hauptbahnhof
Seine vermutlich größte Veränderung erfuhr der Hauptbahnhof in den 1960er Jahren. Eine neue Fassade aus Stahl und Glas, bestückt mit einer riesigen Digitaluhr, verdeckte die ursprüngliche Erscheinung des Empfangsgebäudes. Die Idee war es, den Hauptbahnhof als Verkehrsknotenpunkt an die hallischen DDR-Vorzeigeprojekte, den Thälmannplatz (Riebeckplatz) und Halle-Neustadt, anzugleichen. So wurde im Frühling 1967 ebenfalls eine direkte S-Bahn-Verbindung zwischen Halle-Neustadt und dem Hauptbahnhof geschaffen. Die Maße der neuen industriell gefertigten Fassade, machten einen Transport zum Bahnhof mit dem Hubschrauber nötig.
Zudem wurde der Vorplatz verkehrstechnisch optimiert. Breite Fußwege und Fahrbahnen sowie Parkplätze, ausgeleuchtet mit 10 Meter hohen Leuchteinrichtungen, sollten die neue Zufahrt des Hauptbahnhofs bilden. Die Umgestaltung machte auch vor dem Inneren des Gebäudes nicht halt. Wandverkleidungen, eine Zwischendecke, Leuchtstoffröhren und ein neuer 58 Meter langer Fußgängertunnel zu den Bahnsteigen veränderten die Wirkung des Gebäudeinneren nahezu vollständig.
Übertrieben wirken die massiven Eingriffe in die Architektur und der hohe Aufwand in Bau und Transport mit Blick auf die schon baldige Rekonstruktion des Bahnhofs. Zwischen 1984 und 1989 wurde der "Urzustand" des Empfangsgebäudes fast vollständig wiederhergestellt. So konnte rechtzeitig zum 100. Geburtstag des Hauptbahnhofs wieder die ursprüngliche Fassade bewundert werden. Jedoch wurde nicht jedes ursprüngliche Elemente rekonstruiert. Beispielsweise die Bahnhofstürme an den Ecken der Fassade.
Das beginnende 21. Jahrhundert
Auch im neuen Jahrtausend entwickelte sich der Hauptbahnhof weiter. So waren bis 2017, 400 Millionen Euro angesetzt, um eine der modernsten Bahnhofsanlagen in Europa zu schaffen. Beispielsweise sollten neue Gleisanlagen eine umfassende Anbindung an das Hochgeschwindigkeitsschienennetz ermöglichen. Zahlen aus dem Jahr 2015 machen den Erfolg des hallischen Hauptbahnhofs deutlich. Der ganzjährig geöffnete Einkaufsbahnhof, mit seinen 13 Gleisen bediente täglich rund 60 Züge, was ungefähr 40.000 Besuchern am Tag gleichgekommen sein dürfte.
Quellen und Literatur
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Brülls, Holger, Honekamp, Dorothee: Delitzscher Straße. Bahnhof, in: Landesamt für Denkmalpflege Sachsen-Anhalt: Denkmalverzeichnis Sachsen-Anhalt. Stadt Halle, hrsg. Stadt Halle u. W., Leipzig 1996, S. 100f.
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Jacob, Ralf: 125 Jahre Hauptbahnhof Halle (Saale). Historie und Tradition, Zukunft und Vision, Halle (Saale) 2015.
-
Neumann, Peter: 150 Jahre Eisenbahnen in Halle (S.). 100 Jahre Hauptbahnhof Halle (S.), Halle (Saale) 1990.
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Saale-Zeitung, 1. Beilage, 12.02.1881: Der Umbau des Bahnhofs Halle, URL: Link, letzter Zugriff: 26.10.2025.
- Trieder, Simone: Verbindung zur Welt. Bahnknoten Halle, hrsg. Peter Gerlach und Moritz Götze, Halle (Saale) 2016.
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Informationen über den Stadtteil Neustadt von Halle an der Saale.
Der Riebeckplatz ist ein Platz in der nördlichen Innenstadt von Halle an der Saale.
Informationen über die geschichtliche Entwicklung des Verkehrs in Halle.
Diese Seite wurde am 07.11.2025 erstellt und am 22.11.2025 zuletzt bearbeitet.
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